Die grosse Bühne: Gribskov und Store Dyrehave
Im 17. Jahrhundert besaß der König Gribskov und Store Dyrehave, die ein Teil des königlichen Gutes in Nordseeland waren. Hier hatte der König das Alleinrecht, Jagd zu betreiben und die Wälder dienten als eine Extra Speisekammer. Gleichzeitig war die Jagd eine bevorzugte Vergnügung und ein wichtiges Machtsymbol.
Als Christian der V. die Parforce-Jagd in Dänemark einführte und kilometerlange Jagd Wege im Gribskov und Store Dyrehave etablierte, wurden die Wälder zu einer Jagdlandschaft geändert, die als eine Bühne für die Größe des absolutistischen Königs diente. Die Landschaft und die Jagd wurden zu einem Machtsymbol, geschaffen, um den Untertanen, den Adeligen und den vornehmen ausländischen Gästen zu imponieren.
Ein großartiger Plan
Im 17. Jahrhundert waren Gribskov und Store Dyrehave Teile eines großen zusammenhängenden Waldgebietes in der Nähe von Frederiksborg Schloss, wo es viel Wild gab. Von 1560 ab diente es als das Jagdgebiet des Königs. Das Gebiet war hügelig und sandig, voll von kleineren Seen und Moor, so dass es fast lebensgefährlich war, durch die Wälder außerhalb der festen Wege zu reiten. In den Jahren 1618-20 legte Christian der IV. Store Dyrehave als Jagd-Park und als Weide für die Pferde von dem Gestüt von Frederiksborg. Dyrehave wurde begrenzt von einer Steinmauer, die u.a. die Tiere der Bauern außerhalb des Gebietes halten sollte.
In den Jahren zwischen 1680 und 1690 änderte Christian der V. die Wälder um Frederiksborg Schloss, in dem er kilometerlange Parforce-Jagdwege anlegte. Die Wege formten Sterne und Quadrate in einem interessanten, geometrischen Design, das den Ausgangspunkt in den neuesten Wissenschaften seiner Zeit nahm. Damit wurden Store Dyrehave und Gribskov ein Teil des gemeinschaftlichen Planes für eine Reihe nordseeländischer Wälder, für die Christian der V. als Initiator galt.
Die Jagdwege in Store Dyrehave und Gribskov wurden als ein zusammenhängendes System angelegt, wobei der sogenannte Königsstern im Store Dyrehave das Zentrum bildete. Von hier aus ging das geometrische System von Jagdwegen aus, welches sich bis weit in Gribskov verzweigte. Die Wälder zwischen Store Dyrehave und Gribskov sind heute größtenteils verschwunden, da die Stadtentwicklung voneinander getrennt hat, aber zum Ende des 17. Jahrhunderts wurden verschiedene Parforce-Jagdwege angelegt, die den Stern im Gribskov mit dem Königsstern in Store Dyrehave verband. Wer als eigentlicher Verantwortlicher des Planes und des avancierten Netzes von Jadgwegen gilt, ist ungewiss. Die Parforcelandschaft wurde als ein Ausdruck des „göttliche“ Vernunft des absolutistischen Königs geschaffen, aber der König hat – höchst wahrscheinlich – Hilfe dabei bekommen. Das System von Jagdwegen war ein glänzendes Stück Ingenieurarbeit, das ein technisches und mathematisches Spezialwissen erforderte, welches der König sicher nicht selbst besaß.
Kilometerlange Jagdwege
In den Jahren zwischen 1680-1690 war Frieden zwischen Dänemark und dem Erbfeind Schweden, aber es war trotzdem notwendig für den König, ein Heer aufrecht zu erhalten, so dass er jederzeit bereit war, einen eventuellen schwedischen Angriff zurückzuschlagen. Die Soldaten wurden in die nordseeländischen Wälder kommandiert, wo sie – anstatt zu kämpfen – Wege bauten.
Mit Schaufeln, Hacken und Äxten versehen, kämpften sich die hart arbeitenden Soldaten durch Gribskov und Store Dyrehave. Das Design des Wegsystems nahm keine Rücksicht auf landschaftliche Verhinderungen. Die Wege waren schnurgerade und geometrisch angelegt. Daher mussten Wurzeln und große Steine entfernt werden und in den Sumpf- und Nassgebieten mussten Dämme aus Tonnen von Erde gebaut werden, so dass sich Pferde, Hunde und die Jäger trockenen Fußes durch die Landschaft bewegen konnten.
Es ging für den König darum, die Natur zu bändigen und seine Überlegenheit gegenüber dem Wald zu zeigen. Das endgültige Resultat war genauso so großartig, wie sich der König wünschen konnte. Kilometerlange Jagdwege wurden etabliert und bezwangen damit die Natur in Gribskov und Store Dyrehave. Die Wege waren ideell für die Parforcejagd. Nun konnten sich die Jäger, die Pferde, die Hunde und nicht zuletzt der König einfach und unbehindert im Wald bewegen und während der Jagd navigieren.
Parforcejagd in Gribskov und Store Dyrehave
Die Jagdwege waren etabliert für die Art Parforcejagd, die Christian der V. als Kronprinz in Frankreich kennen gelernt hatte. Horden von Jagdhunden, Jäger in farbigen Uniformen und starke Pferde nahmen an der Jagd teil. Der König war der Anführer der Jagd. Er war es, der die Beratschlagung führte, die immer stattfand, bevor die Jagd angeblasen wurde.
Vor jeder Jagd hielt man eine Beratschlagung, ein Rendezvous. In Gribskov und Store Dyrehave verlief die Beratschlagung vielleicht an dem Königsstern. Die Jagd selbst entfaltete sich über mehrere Stunden in einem atemlosen Tempo, bis die ausgewählte Beute des Tages völlig erschöpft war.
Die Wege teilten Gribskov und Store Dyehave in kleinere, dreieckige Felder. Die Einteilung machte es einfacher für die Jäger, die Landschaft zu überschauen und ein Auge auf die erschöpfte Beute zu haben. In den Wegkreuzungen konnte man Jäger, Pferde und Hunde platzieren, die abgelöst werden konnten, so das immer frische Kräfte vorhanden waren, um die Verfolgung fortzusetzten.
Am Ende wurde die erschöpften Beutetiere „gestellt“, das heißt, dass die Hunde das Tier festhielten. Im Idealfall wurde die Beute in einem der Sterne oder an einer Wegkreuzung gestellt, was aber selten in der Praxis gelang. Oft bewegte sich der Hirsch in das Wasser oder in dichtes Gestrüpp, wo er sich sicherer fühlte. Nun konnte der König dem Tier den Todesstoß geben. Dies sollte am besten vor einer größeren Gruppe vornehmer Gäste geschehen, da die Parforce Jagd besonders ein Prachtspiel für die Zuschauer war. Die Gäste konnten unterwegs mit in der Jagd reiten oder sie konnten die Verfolgung der Jäger betrachten.